Europawahl 2024

Wahlprüfsteine

Am 09. Juni 2024 ist Europawahl. Geht wählen und nutzt eure demokratische Stimme. Damit ihr bei eurer Wahlentscheidung berücksichtigen könnt, was die Parteien gegen Lebensmittelverschwendung tun wollen, haben wir, das Bündnis Lebensmittelrettung, für euch nachgefragt.

Die Übersicht zeigt euch, inwieweit die Antworten der Parteien mit den Positionen des Bündnisses übereinstimmen. Weiter unten könnt ihr ausführlich die Antworten der Parteien und die Position des Bündnis Lebensmittelrettung nachlesen.

✔: stimmt überein

🟡: stimmt teilweise überein

✖: stimmt nicht überein

Und so haben die Parteien insgesamt abgeschnitten:

ParteinameÜbereinstimmung mit BündnisPunktebewertung
Bündnis 90 / Die Grünen✔ ✔ 🟡 🟡 🟡 🟡8/14 Punkten
CSU/CSU✔ ✔ ✔ 🟡 🟡 🟡 🟡10/14 Punkten
Die Linke✔ ✔ ✔ ✔ ✔ 🟡 🟡12/14 Punkten
Familienpartei✔ ✔ 🟡 🟡 🟡 ✖ ✖7/14 Punkten
FDP✔ 🟡 🟡 🟡 ✖ ✖ ✖5/14 Punkten
ÖDP✔ 🟡 🟡 ✖4/14 Punkten
Piratenpartei✔ ✔ 🟡 🟡 🟡 🟡8/14 Punkten
SPD✔ ✔ ✔ ✔ 🟡 🟡 🟡11/14 Punkten
Volt2/14 Punkten

Wenn Fragen nicht beantwortet wurden oder die gegebene Antwort nicht das beantwortet, was gefragt war, haben wir das Feld in der Tabelle grau hinterlegt ⬜️. Außerdem hatten wir eine offene Frage nach zusätzlichen Vorhaben/Positionen gestellt (Frage 8). Diese haben wir nicht bewertet, aber die Antworten könnt ihr natürlich nachlesen.

Welche Partei bei welchem Thema besonders engagiert ist, sehr ihr hier:

Bündnis 90 / Die GrünenCDU / CSUDie LinkeFamilien-ParteiFDPÖDPPiraten-ParteiSPDVOLT
Reduktions-
ziele
🟡🟡🟡🟡🟡🟡⬜️
Reduktions-
ziele für
Primär-
produktion
🟡🟡🟡🟡⬜️🟡🟡⬜️
Vorernte-
verluste
⬜️🟡⬜️⬜️
Wert-
schätzung
von Lebens-
mitteln
🟡
Über-
arbeitung
Haltbarkeits-
daten
🟡🟡🟡🟡🟡🟡🟡⬜️
Haftung
bei der
Weiter-
gabe
🟡🟡⬜️⬜️
Ver-
marktungs-
normen und
Handels-
standards
🟡⬜️🟡⬜️

Die PARTEI hat uns leider nicht geantwortet, vom Bündnis Sahra Wagenknecht haben wir die Antwort erhalten, dass es ihnen noch nicht möglich ist, auf alle Wahlprüfsteine zu antworten. Die AfD haben wir nicht angeschrieben.

Manchmal haben die Parteien bei ihren Antworten auch Positionen untergebracht, die wir gar nicht gefragt hatten – bspw. zu bestimmten Aspekten von Landwirtschaft oder Ernährung. Das haben wir bei der Auswertung nicht berücksichtigt und bewertet. Die ÖDP hat nicht einzeln auf die Fragen geantwortet, sondern in einem gesammelten Statement. Hier haben wir die Antworten zu den Fragen zugeordnet. Die Familienpartei hat zwei Mal geantwortet. Wir haben jeweils die Antwort gewertet, die unserer Position am nächsten kam. In der ausführlichen Dokumentation findet ihr beide Antworten.

Außerdem hat unser Mitglied foodsharing noch detaillierter zu dem Bereich Weitergabe und Spende von Lebensmitteln nachgefragt. Die Antworten findet ihr hier:
https://bit.ly/fs_Wahlpruefsteine_Europawahl2024

Frage 1 

Die EU-Kommission hat einen Vorschlag für EU-weite Reduktionsziele zur Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung unterbreitet. Wie stehen Sie zur Einführung verbindlicher Reduktionsziele? Welche Reduktionsziele sieht Ihre Partei dabei für welche Sektoren vor und gegenüber welchem Referenzjahr?

Wir setzen uns für eine Reduktion der Lebensmittelverschwendung um 50% gegenüber 2015 ein. Verbindliche, branchenspezifische Ziele müssen vom Acker bis zum Teller gelten. Die EU-weiten Vorgaben dürfen nicht hinter dem SDG 12.3 zurückbleiben.

Was das Bündnis fordert, könnt ihr im Detail hier nachlesen: https://buendnislebensmittelrettung.de/unsere-forderungen/

Wir GRÜNE setzen uns dafür ein, die Pro-Kopf-Verschwendung von Lebensmitteln entlang der Produktions- und Lieferketten im Einzelhandel und bei den Verbraucher*innen bis 2030 im Vergleich zum Jahr 2020 um 50% zu reduzieren. Das Jahr 2020 ist aus unserer Sicht daher ein geeignetes Basisjahr, da seitdem eine europaweit harmonisierte Methode zur Berechnung von Lebensmittelabfall eingeführt wurde.

Die Fragen 1 und 2 werden gemeinsam beantwortet.

CDU und CSU erachten den Beschluss des EU-Parlaments, die Abfälle in der Lebensmittelverarbeitung und -herstellung um mindestens 20 Prozent und im Einzelhandel, in Restaurants, bei Lebensmitteldienstleistungen und in Haushalten um mindestens 40 Prozent reduzieren, zunächst als gute Grundlage für den Trilog. Wir wollen schnell auf 50 Prozent entlang der gesamten Wertschöpfungskette kommen, denn die Reduzierung von vermeidbaren Lebensmittelabfällen ist für uns ein wichtiges Ziel. Es hat für uns eine ethische, umweltpolitische und wirtschaftliche Dimension. Lebensmittel sind Mittel zum Leben, sie sollten nicht achtlos verschwendet werden.

Die Linke begrüßt verbindliche Reduktionsziele bei der Lebensmittelverschwendung. Denn die freiwilligen Selbstverpflichtungen der Wirtschaft, die seit 2019 im Rahmen der Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung in verschiedenen Dialogforen geschlossen wurden bzw. werden sollten, sind nicht ausreichend, um das Ziel zu erreichen, die Lebensmittelverschwendung bis 2030 in Deutschland zu halbieren. Die einzige bisher abgeschlossene Zielvereinbarung wurde bis heute weder umgesetzt, noch wurden verbindliche Reduktionsziele in der gesamten Wertschöpfungskette festgelegt. Die Datenerfassung ist bis heute unzureichend. Die Unternehmen sollen verpflichtet werden, in ihrer Nachhaltigkeitsberichterstattung über ihre Lebensmittelverluste und Lebensmittelabfälle jährlich öffentlich zu berichten: An welcher Stelle in der Wertschöpfungskette wurden Lebensmittel verschwendet und welche Gegenmaßnahmen wurden getroffen?

Antwort 1

Wir setzen uns im allgemeinen für die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung ein und unterstützen effektive und sinnvolle Maßnahmen. Je weniger Ressourcen wir auf diesem Wege verbrauchen, desto besser.

Antwort 2

Zuerst müssen wir betonen, dass grundsätzlich alle Sektoren einen höchstmöglichen Beitrag leisten müssen. Wissenschaftsbasierend bedarf es dabei intelligente Lösungen um einen entsprechenden gesellschaftlichen Entwicklungsprozess einzuleiten. Dieser Entwicklungsprozess muss überprüfbar, messbar und anpassungsfähig gestaltet werden. Er ist ständig veränderbar. Wir als Familien-Partei sind gegen eine plakative Politik und Symbolpolitik mit starren Fristen und Zielen, wie die anderen Parteien dieses praktizieren. Wir stehen für eine ernsthafte, wissenschaftsbasierte und technologieoffene globale Klimarettung.

Die Lebensmittelverschwendung ist dabei ein kleiner, aber auch wichtiger Teil. Das EU-Parlament hat am 13. März diesbezüglich für verbindliche Quoten zur Verringerung von Lebensmittelabfällen bis 2030 abgestimmt. Vorgeschlagen waren von EU-Lebensmittelabfälle in der Herstellung um 10 Prozent und im Handel, der Gastronomie und Haushalten um 30 Prozent zu verringern.

Der Umweltausschuss unterbreitete den Kompromiss auf 20 Prozent beziehungsweise 40 Prozent zu erhöhen. Das Parlament forderte die Kommission auf zu prüfen, ob noch höhere Quoten von 30 beziehungsweise 50 Prozent möglich sind. Dieses unterstützen wir, indem wir im Parlament diese Prüfung fordern, um dann jedoch verbindlich immer die größtmöglichen Einsparpotenziale jährlich zu vollziehen, zu überprüfen und anzupassen.

Diese Verfahrensweise ist für alle Sektoren für uns maßgeblich und am effektivsten. Gerade bei der Klimarettung müssen wir für ein Optimum immer überprüfbar und flexibel handeln.

Wir Freie Demokraten setzen auf eine bessere Aufklärung aller Beteiligten in der Lebensmittelkette. Der größte Teil an Lebensmittelverschwendung findet in den privaten Haushalten statt, sodass wir es für wichtig halten, Verbraucherinnen und Verbraucher noch mehr für bewussteres Einkaufen und besserer Lagerung zu sensibilisieren. Verbindliche Reduktionsziele halten wir in diesem Bereich für nicht kontrollierbar und auch nicht sanktionierbar. Vielmehr müssen wir die bürokratiearme und rechtssichere Weitergabe von Lebensmitteln erleichtern.

Die ÖDP hat in einem Statement die Fragen gebündelt. Das Statement findet ihr bei Frage 8.

Die Piratenpartei begrüßt die Bemühungen, Lebensmittelverschwendung zu bekämpfen. So steht sie auch der Einrichtung EU-weiten Reduktionszielen offen gegenüber. Die Einführung und die Beratung hierüber ist dabei transparent, nachvollziehbar und auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse zu führen. So soll gleichzeitig eine einseitige Bevorzugung oder Benachteiligung einer Berufsgruppe, von Konzernen oder Regionen ausgeschlossen werden. Ein auf Lebensmittelverschwendung basierendes Geschäftsmodell sieht die Piratenpartei dagegen natürlich als nicht nachhaltig an und gilt daher nicht als schützenswert.

Auf Basis dieser Gedanken sieht die Piratenpartei die vorgeschlagenen Reduktionsziele als machbar an und unterstützt den Vorschlag, beobachtet jedoch kritisch den weiteren Verlauf um durchgehende Transparenz und Schutz der Interessen der EU-Bürger zu gewährleisten. So sollen die Richtlinien auch global für in die EU eingeführte Lebensmittel eingehalten werden um eine Umgehung der Reduktionsziele zu vermeiden.

Die SPD begrüßt die Einführung verbindlicher Reduktionsziele. Das EU-Parlament ist im März mit seinem Standpunkt über den Vorschlag der EU-Kommission hinaus gegangen und hat eine Reduzierung der Abfälle in der Lebensmittelverarbeitung und -herstellung um mindestens 20 Prozent und im Einzelhandel, in Restaurants, bei Lebensmitteldienstleistungen und in Haushalten um mindestens 40 Prozent gefordert. Das unterstützen wir.

Leider haben wir hierzu noch keine ausgearbeitete Position zu konkreten Maßnahmen oder Reduktionszielen. Wir werden diese Frage aber mitnehmen und weiter daran arbeiten.

Frage 2 

Die Vorschläge für Reduktionsziele von Lebensmittelverschwendung von Kommission und Parlament sehen kein Reduktionsziel für die Primärproduktion vor. Möchte Ihre Partei ein Reduktionsziel für die Primärproduktion einführen und, wenn ja, in welcher Höhe?

Unsere Forderung nach einer 50%-Reduktion schließt auch die Primärproduktion ein. Hier muss außerdem auch die Lebensmittelverschwendung, die schon vor der Ernte und vor der Schlacht stattfindet, einbezogen werden.

Was das Bündnis fordert, könnt ihr im Detail hier nachlesen: https://buendnislebensmittelrettung.de/unsere-forderungen/

Vor allem fordern wir, dass Handelsunternehmen nicht aufgrund vermeintlicher optischer Schönheitsmängel landwirtschaftliche Erzeugnisse zurückweisen dürfen. Es gibt nicht den Einheitsapfel oder die Einheitskartoffel derselben Farbe und es muss damit Schluss sein, dass der Handel den Verbaucher*innen eine Vielfalt im Regal vorenthält. Außerdem setzen wir uns für eine Stärkung der Entwicklungsprogramme für den ländlichen Raum und für eine praktikable Hygienerichtlinie im Sinne des Handwerks ein, damit die lokale Weiterverarbeitung vor Ort gestärkt wird. Ein pauschales prozentuales Reduktionsziel für Landwirt*innen ist insbesondere aufgrund deren schwachen Position in der Vermarktungskette eher schwer einzufordern, zumal die Landwirt*innen häufig keinen Einfluss auf die vermeintlich optische Schönheit ihrer Tomate, Gurke, Kartoffeln haben. Der Marktzugang landwirtschaftlicher Erzeugnisse muss über veränderte Handelsnormen erfolgen.

Die CDU/CSU hat Fragen 1 und 2 zusammen beantwortet.

Ja, die Linke setzte sich für ein Reduktionsziel für die Primärproduktion ein. Die genauen Reduktionsziele sollen in einer multisektorialen Expert*innenkomission beraten und festgelegt werden.

Antwort 1

Innerhalb der Primärproduktion geht es vor allem auch um Margenziele. Die Wirtschaftlichkeit steht in jedem Betrieb an erster Stelle und sichert damit Lohn und Brot für Millionen Familien. Der Fokus muss bei einer (unfreiwilligen) überschüssigen Produktion über eine Sekundärverwertung gehen. Unternehmen selbst haben auch kein Interesse daran dauerhaft zu viel zu produzieren, da auch dies Folgekosten verursacht.

Antwort 2

Wie bereits zu 1 beschrieben, müssen nach unserem Verständnis von Politik grundsätzlich alle Sektoren einen höchstmöglichen Beitrag leisten. Verbindlich wollen wir immer die größtmöglichen Einsparpotenziale jährlich vollziehen, überprüfen und anpassen, auch bei der Primärproduktion.

Pauschale Reduktionsziele tragen der Komplexität des Sachverhalts nicht genügend Rechnung. Die Reduktion muss sich an den produktionsrichtungsspezifischen Möglichkeiten orientieren und für die Betriebe tragbar sein. Tierverluste oder Ernteausfälle werden bereits von den Landwirtinnen und Landwirten, Jägern und Fischern so gut wie möglich schon aus betriebswirtschaftlichem Interesse reduziert. Es können aber nicht alle Unwägbarkeiten abgefangen werden, sodass wir eine staatliche Intervention nicht für geboten halten.

Die ÖDP hat in einem Statement die Fragen gebündelt. Das Statement findet ihr bei Frage 8.

Auch hier wird die Verschwendung von Lebensmitteln kritisch gesehen. Eine Reduktion der Lebensmittelverschwendung sollte daher vollumfänglich stattfinden, sodass keine Lebensmittel dem Abfall oder einer anderen Form von Verwertung zukommen zu lassen sind.

Jegliche vermeidbare oder aus wirtschaftlichen Gründen geduldete Verschwendung von Rohstoffen ist komplett zu unterlassen.

Da bisherigen Beobachtungen ergaben, dass geringe Mindestgrenzen, wie eine Fixziel gesehen wurden und somit unter den Möglichkeiten, eine Verschwendung vollständig zu unterlassen.

Als SPD setzen wir uns ebenfalls für die Einführung von verpflichtenden Reduktionszielen in der Primärproduktion ein. Bis Ende nächsten Jahr soll die Europäische Kommission überprüfen und dem Parlament berichten, ob verpflichtende Ziele sinnvoll wären. Wir werden uns dafür einsetzen, dass dieser Bewertung ein Gesetzgebungsvorschlag folgen wird, der deutlich die UN-Ziele umsetzt. Sollte dies nicht der Fall sein, werden wir uns für eine Nachschärfung einsetzen.

Leider haben wir hierzu noch keine ausgearbeitete Position zu konkreten Maßnahmen oder Reduktionszielen. Wir werden diese Frage aber mitnehmen und weiter daran arbeiten.

Frage 3 

Bisher erfasst die EU-Definition für Lebensmittelverschwendung Verluste vor der Ernte und vor der Schlachtung nicht. Diese Verschwendung ist auch nicht Teil der Reduktionsziele. Setzt Ihre Partei sich für eine Einbeziehung der Verluste vor der Ernte und vor der Schlachtung ein? Wenn ja, wie?

Wir wollen, dass auch Vorernte- und Vorschlachtverluste systematisch erfasst und in die Berichterstattung einbezogen werden.

Was das Bündnis fordert, könnt ihr im Detail hier nachlesen: https://buendnislebensmittelrettung.de/unsere-forderungen/

Wir setzen uns dafür ein, dass vor der Ernte und der Schlachtung Verluste minimiert werden. Änderungen bei EU-Normen und Handelsklassendefinitionen zugunsten der Vielfalt sind wichtig. Wir setzen uns zudem für das lokale Handwerk und regionale Wertschöpfungsketten ein.

Viele Tiere leiden und sterben bei Tiertransporten. Wir brauchen deshalb wieder mehr regionale Schlachtereien, um Langstreckentransporte zu vermeiden. Darüber hinaus fordern wir ein europaweites Verbot des Tötens männlicher Küken. Wichtig ist uns, das Bewusstsein der Verbraucher*innen zu schärfen, damit eine pflanzliche Ernährung weiter gestärkt wird und gerade beim Einkauf von tierischen Erzeugnissen nicht nur die „Filet“- Stücke ausgewählt werden.

Unser Ziel ist, dass unsere Landwirtinnen und Landwirte gute Rahmenbedingungen haben, dass sie ihre Tiere im Stall und auf der Weide und ihre Kulturen auf dem Acker gesund erhalten können. Das heißt, wir brauchen Gesetze und Förderungen, die den tierwohlgerechten Umbau der Ställe einfacher machen. Die Landwirte müssen auch Pflanzenschutzmittel einsetzen können, um die Ernten vor Krankheiten zu schützen. Neue Züchtungstechnologien sollen zugelassen werden, um einfacher resistentere Pflanzen züchten zu können und so Vorernteverluste zu vermeiden.

Wir sprechen uns dafür aus, dass auch Lebensmittel, die noch nicht geerntet wurden, als solche definiert werden und dass diese flächendeckend in die Berichtspflicht für Lebensmittelverluste in der EU aufgenommen werden.

Ja, Die Linke will alle Verluste von Lebensmitteln eindämmen, auch vor Ernte und Schlachtung. Die Nationale Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung soll in diesem Sinne um Vorernte- und Vorschlachtungsverluste erweitert, diesbezügliche Daten erhoben und die Betriebe zu einem Bericht über ihre Verluste und Gegenmaßnahmen verpflichtet werden. Auf EU-Ebene setzt sich Die Linke entsprechend dafür ein, dass auch Verluste vor und während der Ernte bzw. Schlachtung statistisch als Lebensmittelverschwendung erfasst und untersucht werden.

Antwort 1

Durch eine weniger strikte Anwendung gewisser Normen würde eine krumme und eiförmige Kartoffel den Weg ins Supermarktregal schaffen. Aber ob der kritische Verbraucher dieses Angebot wahrnimmt? Vermutlich nicht. Wir hoffen, dass technologische Fortschritte durch KI-gestützte Digitalisierung Angebot und Nachfrage in einem besseren Einklang bringen und insgesamt die Produktion von Lebensmitteln der Art optimieren, dass weniger verschwendet wird.

Antwort 2

Ja, mit der Verfahrensweise wie bereits unter Frage 1 und 2 beschrieben.

Wir arbeiten diesbezüglich entsprechend an einem notwendigen Umdenkungsprozess im Parlament und in unserer EVP-Fraktion.

Unser Ziel ist es immer das Optimum zu erreichen.

Der Verlust vor der Ernte oder Schlachtung kann unseres Erachtens nicht Teil der Lebensmittelverschwendung sein, da es sich noch nicht um Lebensmittel handelt. Diese Verluste zu reduzieren ist keine Frage des Lebensmittelrechts, sondern der Tierhaltung, des Tiertransports und des Anbaus von pflanzlichen Produkten. Es werden nicht nur unterschiedliche Rechtsbereiche angesprochen, es greifen auch andere Mechanismen. Bei beispielsweise Tierverlusten vor der Schlachtung müssen die Haltungs- und Transportbedingungen der Tiere überprüft werden. Dies kann keinen Eingang in die Berechnung der Lebensmittelverluste finden.

Die ÖDP hat in einem Statement die Fragen gebündelt. Das Statement findet ihr bei Frage 8.

Eine Einbeziehung von Verlusten vor der Ernte und vor der Schlachtung werden bei einer ordnungsgemäßen Buchführung von Lebensmittel produzierenden Unternehmen im Rahmen der Kalkulation in der Kosten- und Leistungsrechnung mit einbezogen. Damit diese nicht nur als Zahlen in einer betriebswirtschaftlichen Auswertung zu finden sind, ist ein Bestreben, diese mit Maximalquoten zu versehen, zu begrüßen. Eine Umsetzung der Verpflichtung könnte mit unterschiedlichen Mitteln ermöglicht werden, wie z. B. durch gezielte Förderung in die Methodik, Zertifikathandel oder, wenn nicht anders möglich, durch Strafzahlungen bei Missachtung.

Auch könnte eine verpflichtende Veröffentlichung dieser Kennzahlen in einem öffentlich einsehbaren Register die entsprechenden Unternehmen zur Mitwirkung anregen und damit, bei hoher Effektivität, den Unternehmen die Möglichkeit geben, die in eigenen Marketingmaßnahmen nutzen zu können.

Effektive Reduktionsziele gegen Lebensmittelverschwendung und -abfälle können nur erfolgreich umgesetzt werden, wenn die Probleme in der Gesamtheit bekämpft werden. Deshalb betrachten wir auch die Berücksichtigung der Verluste vor der Ernte und vor der Schlachtung als nötig. Dafür sollten diese Verluste allerdings erstmal systematisch erfasst werden.

Grundsätzlich spricht sich Volt für eine Reduktion der Verschwendung von Lebensmitteln aus. Dazu gehört auch, dass bereits in der Produktion (bspw. Anbau bis Ernte, Schlachtung) auf Nachhaltigkeit und vorausschauende Planung gesetzt wird, sodass möglichst wenig Lebensmittel verschwendet werden. Dies widerspricht einem nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen. Leider haben wir hierzu noch keine ausgearbeitete Position zu konkreten Maßnahmen. Wir werden diese Frage aber mitnehmen und weiter daran arbeiten.

Frage 4 

Wie plant Ihre Partei die Wertschätzung von Lebensmitteln innerhalb der Bevölkerung zu erhöhen und mehr Kenntnisse im Umgang mit Lebensmitteln (wie z.B. Lagerung) zu vermitteln?

Wir fordern Investitionen in Bildung und Ausbildung für alle Bevölkerungsgruppen und die strukturelle Verankerung, bspw. in Lehrplänen. Zudem sollten Kinder und Jugendliche auch die Wertschöpfungskette, und insbesondere den Anbauprozess von Obst und Gemüse, kennenlernen.

Was das Bündnis fordert, könnt ihr im Detail hier nachlesen: https://buendnislebensmittelrettung.de/unsere-forderungen/

Wir setzen uns dafür ein, das Bewusstsein für die Wertschätzung von Lebensmitteln in der Bevölkerung zu stärken und das Wissen für den Umgang mit Lebensmitteln zu vertiefen.

Wir möchten Ernährung und Lebensmittelverwertung thematisch verstärkt in Schulen, Bildungseinrichtungen und der Öffentlichkeit integrieren. Außerdem stehen wir für eine Förderung regionaler und nachhaltiger Landwirtschaft, die ressourcenschonend und umweltfreundlich arbeitet. Durch den verstärkten Anbau und Verkauf regionaler Produkte möchten wir den Bezug der Bevölkerung zu Lebensmitteln stärken und ein Bewusstsein für saisonale und lokale Lebensmittel fördern. Außerdem unterstützen und kommunizieren wir Maßnahmen und Möglichkeiten zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

Aufklärung, klare Information und Ernährungsbildung stehen für uns an erster Stelle. Dies wollen wir in allen Altersgruppen und Lernformen stärken. Ernährungsbildung soll verbindlich in den Lehrplänen verankert werden. Dazu gehört unbedingt die Sensibilisierung für Lebensmittelverluste und das Wissen, wie man sie durch Haushaltsplanung, richtige Lagerung und Resteverwertung verhindern kann. Wir befürworten auch Besuche von Schulklassen auf landwirtschaftlichen Betrieben und bei Lebensmittelverarbeitern, wie Bäckern und Metzgern. Nur wer weiß, wie viel Arbeit in der Herstellung eines Lebensmittels steckt, kann es wertschätzen. EU-Kommission und Bundesregierung sollen dafür sorgen, dass allgemein mehr Aufklärungsarbeit in Bezug auf Lagerung, Haltbarkeit und Wertschätzung von Lebensmitteln geleistet wird.

Mehr Wertschätzung für Lebensmittel kann vor allem durch mehr Bildung vermittelt werden. Dafür will Die Linke in Zusammenarbeit mit den Bundesländern und Kommunen eine anwendungsorientierte Ernährungsbildung in Schulen und Kitas durch gemeinsames Kochen und Zubereiten von Mahlzeiten sowie den Anbau von Nahrungsmitteln in Schulgärten durch flächendeckende Angebote und Investitionen in Küchen ausbauen und finanziell fördern.

Antwort 1

Wir unterstützen Kampagnen für bspw. regionale Produkte. Das hilft Kilometer zu vermeiden, vor Ort die Wertschätzung zu erhöhen und Landwirten ein weiteres Standbein zu eröffnen. Hinzu kommt, dass im Rahmen der schulischen Ausbildung Lebensmittel eine bessere Würdigung erfahren müssen. Entsprechend stehen wir dem Hauswirtschaftsuntericht positiv gegenüber.

Antwort 2

Wir sollten über Lehrpläne an den Schulen unseren Kindern die Wertigkeit, den Umgang, die Herstellung und Veredelung von Lebensmitteln vermitteln.

Dazu gehört auch, in den Schulen Lebensmittel zu produzieren, zu verarbeiten, mit dem dazugehörigen beobachten, erleben, anfassen, schmecken und wahrnehmen. Übrigens nichts Neues, ich kann mich noch an ein Grundfach Hauswirtschaftslehre, mit kochen und backen sehr gut erinnern. Nur so bekommen wir auch wieder den respektvollen Umgang und die Wertschätzung unserer Lebensmittel in den Familien transportiert.

Wir Freie Demokraten sehen die Ernährungsbildung als wesentlichen Schlüssel, Lebensmittelverschwendung zu verhindern. Dadurch kann das Bewusstsein über den (nicht nur monetären) Wert von Nahrungsmitteln gefördert werden. Wir setzen uns für einen niedrigschwelligen Zugang zu Projekten ein, die diese Kompetenzen fördern und somit aktiv einen Beitrag zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung leisten. Wir schätzen zudem die zahlreichen ehrenamtlichen Initiativen, die besonders Kindern und Jugendlichen den Zugang zur Ernährungsbildung ermöglichen. Das Ehrenamt wollen wir Freie Demokraten von Bürokratie und möglichen Haftungsrisiken entlasten und das freiwillige Engagement tausender Bürgerinnen und Bürger, welches Millionen von Menschen freie Entfaltung, Selbstwirksamkeit und vor allem Kindern und Jugendlichen wertvolle Lernprozesse bietet, stärken.

Die ÖDP hat in einem Statement die Fragen gebündelt. Das Statement findet ihr bei Frage 8.

Die Piratenpartei ist im Allgemeinen für lebenslanges Lernen, einen freien Zugang zu Bildung und für einen bedingungslosen Zugang zu lebenswichtigen und fördernden Gegenständen, die zur persönlichen und nachhaltigen Entwicklung wichtig ist. So ist auch der Zugang zu lebenswichtigen Lebensmitteln und der Umgang mit diesen sehr wichtig.

Die PIRATEN begrüßen demnach die frühkindliche Bildung, in der der Umgang und Entstehung von Lebensmitteln vermittelt werden. Zudem begrüßen wir Werbekampagnen zur Vorstellung gesunder Ernährungsweisen mit allen Vor- und Nachteilen sowie Auswirkungen, die mit der Verbreitung und dem Verzehr einhergehen. Dabei sollen alle zur Produktion, Transport und Verbreitung mitwirkenden Elemente transparent dargestellt werden. Auf diese Weise erhoffen wir uns ein besseres Verständnis darüber, wie wichtig ein korrekter Umgang mit Lebensmitteln dargestellt werden kann.

Die Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, zu der alle Beteiligten in der Kette vom Acker bis auf den Teller ihren Beitrag leisten müssen. Da große Mengen an Abfällen in privaten Haushalten anfallen, ist es ebenfalls wichtig, die Menschen über die Konsequenzen aufzuklären und zu motivieren, mehr auf nachhaltigen Konsum von Lebensmitteln zu achten. Mögliche Aufklärungskampagnen können bereits früh in den Kindergärten und Schulen gefördert werden. Ebenso sollte man Informationen zur Lagerungsempfehlungen für den Privathaushalt in Supermärkten und anderen Geschäften die Lebensmittel anbieten.

Hierzu benötigt es mehr Bildung und Aufklärung über gesunde Ernährung und nachhaltige, ressourcenschonende Ernährung, bei Kindern und Jugendlichen ebenso wie bei Erwachsenen. Daneben kann durch eine einheitliche und verbindliche Kennzeichnung von Lebensmitteln bezüglich der Herkunft und der Produktionsmethoden für mehr Transparenz und bewussten Einkauf gesorgt werden. Dies gilt ebenso für verarbeitete Lebensmittel und Mahlzeiten, die in öffentlichen Einrichtungen und Restaurants verkauft werden. Bei tierischen Erzeugnissen, einschließlich verarbeiteter Produkte, müssen Aufzucht-, Transport- und Schlachtbedingungen verpflichtend klassifiziert und gekennzeichnet werden. Gleiches gilt für die Angabe des Nährwertes von Lebensmitteln.

Frage 5 

Als Teil der Farm to Fork Strategie hat die Europäische Kommission die Überarbeitung von Haltbarkeitsdaten angekündigt. Wird Ihre Partei sich für Änderungen einsetzen und, wenn ja, für welche?

Wir fordern, dass die Politik für eine nachvollziehbare Methodik bei der Bestimmung des Mindesthaltbarkeitsdatums sorgt. Der Unterschied zwischen Mindesthaltbarkeits- und Verbrauchsdatum muss klarer sein, bspw. mit einem Hinweis auf „oft länger gut“. Lebensmittel, die praktisch nicht schlecht werden, wie Reis, Nudeln oder Mehl müssen von der Verpflichtung, ein Mindesthaltbarkeitsdatum anzugeben, ausgenommen werden.

Was das Bündnis fordert, könnt ihr im Detail hier nachlesen: https://buendnislebensmittelrettung.de/unsere-forderungen/

Ja, denn Missverständnisse und falscher Gebrauch von Datumsangaben (Mindesthaltbarkeits- und Verbrauchsdatum) führen zu Lebensmittelverschwendung. Wir wollen eine Überarbeitung der Terminologie des Verbrauchsdatums und des Mindesthaltbarkeitsdatums, um diese für die Verbraucher*innen verständlicher zu machen.

Ja. Wir wollen, dass eine Ausweitung der Ausnahmeregelung von der Mindesthaltbarkeitsdatum-Kennzeichnung für Lebensmittel erarbeitet wird, insbesondere im Hinblick auf trockene Lebensmittel, die bei richtiger Lagerung faktisch nicht schlecht werden können (Reis, Nudeln). Zudem soll bei der Reform der Datumsangabe auf Lebensmitteln der Unterschied zwischen Mindesthaltbarkeits- und Verbrauchsdatum sprachlich besser verständlich gemacht werden und das Mindesthaltbarkeitsdatum um einen ergänzenden Hinweis wie z. B. „oft noch gut nach….“ oder „mindestens haltbar bis, aber nicht schlecht nach…“ ergänzt werden.

Ja. Private Haushalte tragen nicht unwesentlich zur Lebensmittelverschwendung bei, fast die Hälfte davon gilt als noch genießbar. Häufig ist es ein Missverständnis bei Verbraucher*innen in Bezug auf das Mindesthaltbarkeitsdatum, das Lebensmittel nach Mindesthaltbarkeitsdatums-Ablauf noch genießbar sind. Die Linke will darum einheitliche Standards für die Festlegung des Mindesthaltbarkeitsdatums sowie die Abschaffung des Mindesthaltbarkeitsdatums für besonders lang haltbare Produkte wie Kaffee, Tee oder Mehl. Denn aktuell können Hersteller selbst entscheiden, wie lange sie für die Haltbarkeit der Lebensmittel garantieren, teilweise wird der Effekt genutzt, mehr Frische durch kürzere Haltbarkeit zu suggerieren, was Lebensmittelverschwendung künstlich begünstigt.

Antwort 1

Eine Überarbeitung bzw. Anpassung der Haltbarkeitsdaten ist stets geboten. Zu viele Verbraucher verwechseln bis heute das Mindesthaltbarkeitsdatum mit einem Verbrauchsdatum. Im Kern geht es aber bei der Initiative „Farm to Fork“ darum, dass die Wege möglichst kurz und die Qualität der Lebensmittel möglichst hoch sind. Für welche Änderungen wir uns im Detail einsetzen, würde hier die Wörterbegrenzung ausreizen. In der Abwägung muss am Ende ein funktionierender Lebensmittelkreislauf geschaffen werden, in dem alle wirtschaftlich zusammenkommen.

Antwort 2

Das ist nicht so einfach erklärt und würde Seiten füllen. Sie müssen die grundsätzlichen Auswirkungen der Farm to Fork Strategie berücksichtigen.

Wir betrachten diese Strategie so, wie diese auf den Tisch liegt, als wenig zielführende, kontraproduktiv und eher hemmend. Sie muss erst noch an den wirtschaftlichen und politischen Realitäten angepasst und korrigiert werden.

Das Überarbeiten der Haltbarkeitsdaten ist dabei unerheblich und spielt eine untergeordnete Rolle.

Dass viele Verbraucher das Mindesthaltbarkeitsdatum fälschlicherweise als „Verfalls- oder Ungenießbarkeitsdatum“ verstehen, ist ein Grund für das Wegwerfen noch genießbarer Produkte in privaten Haushalten. Dem wollen wir Freie Demokraten uns mit praxistauglicheren Regelungen und intensiver Aufklärung der Verbraucherinnen und Verbraucher annehmen. Wir sind daher offen gegenüber einer Überarbeitung des Mindesthaltbarkeitsdatums.

Die ÖDP hat in einem Statement die Fragen gebündelt. Das Statement findet ihr bei Frage 8.

Angaben zu Haltbarkeitsdaten auf Lebensmitteln werden derzeit oft missverstanden und führen im Umkehrschluss zum Wegwerfen von zum Verzehr geeigneten Lebensmitteln im Haushalt und Handel. So wird die Angabe eines Mindesthaltbarkeitsdatum und die Angabe eines Verbrauchsdatum oftmals bedeutungsgleich gewertet. Da die Angabe solcher Daten unter Berücksichtigung der Lagerung und der Zielgruppen auch unterschiedliche Bedeutungen haben kann, ist eine europaweite transparente und nachvollziehbare Darstellung wichtig.

Die Piratenpartei ist daher offen in der Vorstellung und Darstellung transparenter und nachvollziehbarer Änderung der aktuellen Darstellung von Mindesthaltbarkeits- und Verbrauchsdaten, um Missverständnisse bei Kauf und Lagerung zu vermeiden. Dafür wird auf die Expertise von Fachleuten und Verbänden zurückgegriffen, um die alleinigen ausschließlich wirtschaftlichen Interessen von Handels- und Produktionsunternehmen überblenden zu können.

Ja. Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist missverständlich und kann dazu führen, dass Lebensmittel, die noch ohne Bedenken verzehrt werden könnten, weggeworfen werden. Dazu muss noch besser aufgeklärt werden. Für sehr lang haltbare, Lebensmittel wie Nudeln oder Reis könnte komplett auf ein Haltbarkeitsdatum verzichtet werden.

Leider haben wir hierzu noch keine ausgearbeitete Position. Wir werden diese Frage aber mitnehmen und weiter daran arbeiten.

Frage 6 

Sowohl Unternehmen, die Lebensmittel spenden, als auch rettende Organisationen klagen über Rechtsunsicherheit bei der Weitergabe von Lebensmittelspenden. Wie wird sich Ihre Partei für die Klärung von Haftungsfragen einsetzen?

Wir setzen uns dafür ein, dass gemeinnützige Organisationen mit Endverbraucher:innen gleichgestellt werden und von der Produkthaftung ausgenommen werden. Eine Ausnahme sollte die Produkthaftung des Herstellers bei gefährlichen Produktmängeln und einer gesundheitsgefährdenden Etikettierung sein.

Was das Bündnis fordert, könnt ihr im Detail hier nachlesen: https://buendnislebensmittelrettung.de/unsere-forderungen/

Wir GRÜNE setzen uns dafür ein, dass sich die Haftungsbedingungen im Sinne der spendebereiten Unternehmen verbessern und das Containern erlaubt wird. Dafür müssen Änderungen in den Richtlinien für das Straf- und Bußgeldverfahren vorgenommen werden. Auf europäischer Ebene fordern wir die Kommission auf, entsprechend die Weichen für Europa zu stellen.

CDU und CSU setzen sich dafür ein, die kostenlose Weitergabe von Lebensmitteln an die Tafeln, soziale Einrichtungen und Organisationen zu vereinfachen, indem spendende Unternehmen von Haftungsrisiken insbesondere nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch befreit werden. Zudem soll rechtlich geklärt und mittels eines Leitfadens klargestellt werden, unter welchen Umständen abnehmende Organisationen gespendete vorverpackte Lebensmittel mit falscher Sprachausstattung in Bezug auf Füllmengen und Kennzeichnungspflicht an Endverbraucher weitergeben können, da das Inverkehrbringen von Lebensmitteln mit falscher Sprachausstattung an sich verboten ist.

Die Linke setzt sich für eine Klärung von Haftungsfragen ein. Wir fordern die die Befreiung sozialer Einrichtungen von der Produkthaftung ein, indem diese im Lebensmittelrecht Endverbrauchern gleichgestellt werden. Dafür haben wir uns auch im Bundestag eingesetzt – bisher wurde dies durch die anderen Parteien blockiert {Bundestag Drucksache 20/6413, „Lebensmittelverschwendung durch Wegwerfverbot von Nahrungsmitteln stoppen“). Selbstverständlich ist es uns dabei wichtig, dass auch beim Spenden von Lebensmitteln der Schutz der Gesundheit und die Lebensmittelsicherheit gewährleistet bleibt.

Antwort 1

Wir unterstützen Initiativen, welche klarstellen, dass die Haftung an denjenigen übergeht, der die Lebensmittel erneut in den Verkehr bringt und mit Hinweis auf Verderblichkeit und aussortierte Lebensmittel sich von der Haftung befreien kann, da für den Verbraucher ersichtlich ist, dass er eine strengere Kontrolle selbst vornehmen muss bzgl. der Verzehrbarkeit der betreffenden Lebensmittel.

Antwort 2

Vorab, unsere Partei möchte das französische Modell der Lebensmittelspendenpflicht des Handels europaweit einführen.

Zur grundsätzlichen Rechtssicherheit gibt es zahlreiche Ansatzpunkte.

Zentrale Norm des Lebensmittelrechts ist zuerst die Verordnung (EG) Nr. 178/2002 (EU-Basis-Verordnung?), welche in allen Mitgliedstaaten der EU unmittelbar wirkt. Im deutschen Lebensmittelrecht gilt ergänzend das Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittel-Gesetzbuch (LFGB3) mit über 700 lebensmittelrechtlich relevante Vorschriften.

Entscheidende Rechtsgrundlage ist Art. 3 Nr. 2 der VO EG 178/2002, wonach alle Unternehmen, welche eine mit der Produktion, der Verarbeitung und dem Vertrieb von Lebensmitteln zusammenhängende Tätigkeit ausführen, als Lebensmittelunternehmen angesehen werden, gleichgültig, ob sie auf Gewinnerzielung ausgerichtet sind oder nicht und gleichgültig, ob sie öffentlich oder privat sind. Die Rechtsform ist ohne Bedeutung.

Jeder Partei sind da die Hände gebunden, auch unserer. Wir können zwar darüber reden und sensibilisieren, jedoch ist hier in erster Linie die jeweilige Bundesregierung gefragt. Beginnen müssen wir jedoch zuerst mit notwendigen Entbürokratisierungsmaßnahmen, was natürlich auch eine Forderung unserer Partei ist.

Das Ziel von uns Freien Demokraten ist es, gemeinsam mit allen Beteiligten die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren und haftungsrechtliche Fragen zu klären. Wir wollen Rechtssicherheit für den Lebensmitteleinzelhandel bei der Weitergabe von Lebensmitteln. Deshalb wollen wir kaum kalkulierbare Haftungsrisiken im Falle von Gesundheitsschäden beim Verzehr von verschenkter Ware entschärfen. Steuerrechtliche Erleichterungen für Spenden wollen wir weiter ermöglichen, um die Spendenbereitschaft zu erhöhen.

Die ÖDP hat in einem Statement die Fragen gebündelt. Das Statement findet ihr bei Frage 8.

Die Piratenpartei sieht mit Besorgnis die Regelung, dass stellenweise die Entsorgung von Lebensmitteln für Unternehmen günstiger ist, als die Weitergabe verzehrbarer aber „unverkäuflicher“ Lebensmittel an rettende Organisationen. Zudem ist der bürokratische Aufwand für Händler deutlich höher, wenn Lebensmittel gespendet werden und diese steuerlich relevant werden als die Entsorgung, die es immer zu vermeiden gilt.

Lebensmittelrettende Organisationen stehen zudem in der Regel für eine Weitergabe von Lebensmitteln gemeinnützig und ohne eigene Gewinnabsicht. So ist eine generelle Haftungsfreiheit gemeinnütziger Organisationen (excl. grober Fahrlässigkeit oder gar Absicht) zu begrüßen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass hierduch nicht über Umwege lebensmittelproduzierende Unternehmen und Händler aus ihrer Haftung genommen werden, indem sie ihre Waren in unternehmenseigene Organisationen auslagern.

Wir setzen uns für den Abbau haftungsrechtlicher Hürden bei der Weitergabe von Lebensmitteln ein. Ähnlich wie im sog. Guter-Samariter-Gesetz (Italien) könnten gemeinnützige Organisationen, die Lebensmittelspenden entgegennehmen, als Endverbraucher eingestuft und die Spender mit Übergabe aus der Haftung entlassen werden.

Leider haben wir bisher keine genauen Maßnahmen zur Klärung von Haftungsfragen erarbeitet. Auch hier gilt: Um spezifisch die Problematik der Haftungsfragen im Bereich Lebensmittelrettung zu verstehen, sind wir offen für einen Austausch mit den Empfängerorganisationen. Nur indem Parteien und Politiker*innen den Menschen, die politische Maßnahmen betreffen, zuhören, können wir Lösungen entwickeln, die passgenau sind. Viel zu oft werden politische Maßnahmen entwickelt, die an den Realitäten vorbeigehen, weil Expert*innen nicht einbezogen werden.

Frage 7 

Wird sich Ihre Partei für eine Anpassung der spezifischen Vermarktungsnormen sowie eine Reduzierung weiterer freiwilliger und handelseigener Standards bei Obst und Gemüse, die rein ästhetischer Natur sind, einsetzen? Wenn ja, welche konkreten Maßnahmen planen Sie?

Auf EU-Ebene müssen die spezifischen Vermarktungsnormen angepasst und Standards, die rein ästhetischer Natur sind, abgeschafft werden. Das gilt auch für ein Zurückfahren der Anwendung weiterer Standards, bspw. der UNECE-Normen sowie die Abschaffung handelseigener Standards, um dafür zu sorgen, dass Obst und Gemüse nicht nur aufgrund optischer Abweichungen aussortiert wird.

Was das Bündnis fordert, könnt ihr im Detail hier nachlesen: https://buendnislebensmittelrettung.de/unsere-forderungen/

Ja, wir setzen uns für eine Änderung der Vermarktungsnormen ein. Außerdem wollen wir durch die Überarbeitung der EU-Richtlinie „Abfälle bei Lebensmitteln und Textilien“ erreichen, dass die Wirtschaftsbeteiligten dazu verpflichtet werden, nicht verkaufte Lebensmittel für Spenden zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus sollten die Mitgliedstaaten verpflichtet werden, verstärkt gegen Marktpraktiken vorzugehen, die Lebensmittelabfälle verursachen.

Auch setzen wir uns für Vielfalt ein, beispielsweise bei der Überarbeitung der Saatgutverordnung, bei der wir uns dafür einsetzen, dass die Erhaltungszüchtung – und damit die Vielfalt – der alten Obst- und Gemüsesorten gestärkt wird.

Ja, dafür werben wir beim Handel.

Ja, dafür setzen wir uns ein. Die genormten Standards von Obst und Gemüse befördern Lebensmittelverschwendung. „Verformtes“ Obst und Gemüse sind eigentlich viel natürlicher als die angeblich perfekten Produkte, die in den Supermärkten präsentiert werden. Hier geht es nicht nur um einen Kulturwandel. Ganz konkret will Die Linke Praktiken der Supermärkte verbieten, mit denen die Lebensmittelverschwendung an die landwirtschaftlichen Erzeuger*innen zurückverlagert wird. Zum Beispiel sollte es verboten werden, dass die landwirtschaftlichen Erzeuger*innen von den Supermarktkonzernen nicht verkaufte und verderbliche Waren zurücknehmen müssen. Genauso wollen wir vertragliche Vereinbarungen verbieten, die es Lebensmittelherstellern untersagen, Lebensmittel mit Verpackungs- und Kennzeichnungsmängeln weiterzuverkaufen.

Antwort 1

Am Ende entscheidet der Verbraucher auch über die Ästhetik. Auf regionalen Höfen kann man auch weniger schöne Lebensmittel erwerben. Die Realität ist leider, dass viele (auch aus praktischen Gründen. Das Schälen ist bei knorrigen Produkten schwieriger und der Verschnitt höher) doch zu gradlinigen Produkten greifen. In der industriellen Verarbeitung sollte es keine Rolle spielen, wie „schön“ das Ursprungsprodukt war.

Antwort 2

Eine Reihe von Erzeugnissen des Obst- und Gemüsehandels unterliegen nicht den Vermarktungsnormen, andere Arten wurden im Rahmen der Verordnung (EU) Nr. 543/2011 von der allgemeinen Vermarktungsnorm ausgenommen, bei wieder anderen Arten verzichtet die BLE grundsätzlich auf eine Konformitätskontrolle. In der „Liste der Erzeugnisse des Obst- und Gemüsehandels ohne Vermarktungsnorm“ werden diese Erzeugnisse aufgeführt.

ELSKA ist dazu ein Programm zur Erläuterung der EU-Vermarktungsnormen für Obst und Gemüse sowie ausgewählter UNECE-Normen in ihrer jeweils aktuellen Fassung. Es kann als Entscheidungshilfe bei der Anwendung der Vermarktungsnormen sowie als visuelles Lexikon genutzt werden. Dadurch werden Sie schnell feststellen, das es nicht vorrangig um ästhetische Formen geht. Die Vermarktungsnormen für Obst und Gemüse sind ein wichtiger Teil der Qualitätspolitik der Europäischen Union, ein Instrument der gemeinsamen Marktordnung (GMO) und ein Baustein zum Verbraucherschutz.

Jeder, der frisches Obst und Gemüse, das den gesetzlichen Vermarktungsnormen unterliegt, feilhält, anbietet, vermarktet oder sonst in den Verkehr bringt, ist dafür verantwortlich, dass die Ware die Anforderungen der Vermarktungsnormen erfüllt. Das erzeugt Sicherheit bei der Vermarktung, beim Einkauf definierter Ware und für Verbraucher die Verfügbarkeit qualitativ hochwertiger und gesunder Ware.

Wir Freie Demokraten setzen uns dafür ein, die Verschwendung von Lebensmitteln zu reduzieren. Deshalb wollen wir die EU-Vermarktungsnormen für Obst und Gemüse grundlegend vereinfachen. Statt dem äußeren Erscheinungsbild soll allein die Qualität des Produkts entscheidend sein. Die EU-Vermarktungsnormen für Obst und Gemüse sollen hohe Qualitätsstandards für Lebensmittel sicherstellen. Neben qualitativen Anforderungen stellen sie allerdings auch eine Reihe ästhetischer Kriterien auf, wie zum Beispiel ein Apfel auszusehen hat. Diese ästhetischen Kriterien sagen nichts über die Sicherheit eines Produkts aus. Sie führen aber dazu, dass eigentlich hochwertiges Obst und Gemüse nicht verkauft werden darf, weil es äußerlich von der Norm abweicht. Durch eine Reform wollen wir Landwirten ermöglichen, ihre gesamte Ernte zu vermarkten.

Die ÖDP hat in einem Statement die Fragen gebündelt. Das Statement findet ihr bei Frage 8.

Die Piratenpartei steht für Vielfalt unabhängig des Aussehens. Dieses hört selbstverständlich nicht bei Lebensmitteln auf. Das sprichwörtliche „Auge“, das „mitisst“ kann ebenso in der krummen Gurke und der nierenförmigen Melone, ansprechendes finden. Daher sieht die Piratenpartei freiwilliger und handelseigener Standards kritisch.

Eine Abschaffung kann jedoch zu weit führen, so ist eher auf die Vorteile für Unternehmen zu achten, die solche ästhetischen Standards haben. So soll das Aussortieren von Lebensmitteln immer mit einem höheren Aufwand verbunden werden. So ist z. B. die günstigere Besteuerung von Lebensmitteln mit Luxuscharakter abzulehnen oder mit der Verpflichtung zur Nutzung aller nutz- und verwertbaren Lebensmittel verbunden.

Von einem Abbau von ästhetischen Standards beim Verkauf von Obst und Gemüse profitiert die Umwelt, Verbraucher*innen sowie unsere landwirtschaftlichen Produktionsbetriebe. Daher setzen wir uns dafür ein, um damit die Auswahl für unsere Konsument*innen zu erweitern und geben den landwirtschaftlichen Betrieben die Möglichkeit, mehr Produkte an den Handel zu verkaufen. In der kommenden Förderperiode steht die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik an. Dabei wollen wir diesbezüglich Weichen in der Gemeinsamen Marktordnung stellen. Aber auch auf nationalem Niveau brauchen wir Initiativen und Bildungs- und Sensibilisierungskampagnen bei den Verbraucher*innen, denn ein entsprechendes Einkaufsverhalten ist ein weiterer Schlüssel damit dieses Anliegen auch in der Praxis erfolgreich umgesetzt werden kann.

Grundsätzlich spricht sich Volt für eine Reduktion der Verschwendung von Lebensmitteln aus. Dazu gehört auch, dass Lebensmittel nicht lediglich aufgrund ästhetischer Normen weggeworfen werden sollten. Dies widerspricht einem nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen. Leider haben wir hierzu noch keine ausgearbeitete Position zu konkreten Maßnahmen. Wir werden diese Frage aber mitnehmen und weiter daran arbeiten.

Frage 8 

Sieht Ihre Partei zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung weitere Maßnahmen vor, die in diesem Frage- und Antwortkatalog bisher noch keine Erwähnung gefunden haben? Wenn ja, welche?

Was das Bündnis fordert, könnt ihr im Detail hier nachlesen: https://buendnislebensmittelrettung.de/unsere-forderungen/

Wir stehen für die Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft, die ohne Futtermittelimporte aus Übersee auskommt, Nährstoffkreisläufe schließt und Lebensmittel lokal, saisonal und so weit wie möglich ohne den Einsatz von Pestiziden und mineralischen Düngemitteln erzeugt. Zudem setzen wir uns für eine erhöhte Wertschätzung der Bevölkerung für gesunde, nachhaltig erzeugte Lebensmittel ein.

CDU und CSU unterstützen jede Initiative, die sich um die Verringerung der Lebensmittelverschwendung, um Lebensmittelspenden und die Verteilung überschüssiger Lebensmittel kümmert.

Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat den Antrag 20/6407 „Lebensmittelverschwendung wirksam verringern – Lebensmittelspenden fördern“ mit einer Vielzahl von Maßnahmen im Deutschen Bundestag gestellt

(https://dserver.bundestag.de/btd/20/064/2006407.pdf).

Weitere wichtige Forderungen sind:

  • Gemeinnützige Organisationen projektbezogen stärker finanziell zu unterstützen, um sie beim Aufbau notwendiger Infrastruktur zur Annahme von Lebensmittelspenden zu unterstützen und Fahrzeuge der Tafeln von der KfZ-Steuer zu befreien sowie
  • eine bundesweit zuständige, unabhängige Kompetenzstelle zur Reduzierung von Lebensmittelverlusten und -abfällen langfristig und institutionell einzurichten.

Ja. Die Linke setzt sich dafür ein, nutzbare Abfälle kostenfrei zu verwenden. In diesem Zusammenhang wollen wir die Lebensmittelrettung – das sogenannte Containern – legalisieren.

Wir wollen ein Gesetz für die Bekämpfung des Wegwerfens und Zerstörens von noch genießbaren Lebensmitteln für Supermärkte ab einer Ladenfläche von 400 m2 sowie lebensmittelherstellende und -verarbeitende Unternehmen, Großmärkte, Großküchen, Großgastronomie und große landwirtschaftliche Erzeugerinnen und Erzeuger ab 50 Beschäftigten und 10 Millionen Euro Jahresumsatz mit folgenden Eckpunkten:

  1. Pflicht zum unentgeltlichen Angebot noch verzehrfähiger Lebensmittelreste an soziale Einrichtungen, die bei der Abholung, Lagerung, Kühlung, Verarbeitung und Verteilung von den abgebenden Lebensmittelunternehmen finanziell unterstützt werden sollen,
  2. Befreiung sozialer Einrichtungen von der Produkthaftung, indem diese im Lebensmittelrecht Endverbrauchern gleichgestellt werden,
  3. Ahndung von Verstößen durch Bußgelder in Höhe von bis zu 0,1 Prozent des Jahresumsatzes des Unternehmens; die Strafzahlungen sollen in einen Fonds fließen, der die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung unterstützt, zum Beispiel im Bereich Bildung,
  4. ausreichende und gut ausgestattete Kontrollbehörden, um die Einhaltung des Gesetzes zu garantieren.

Antwort 1

Da in Deutschland viele Lebensmittel über online Plattformen, Tafeln und weitere sekundäre Verwertungsmöglichkeiten (bis hin zur Duldung von Containern) größtmögliche menschliche Verwertungsmöglichkeiten über das Haltbarkeitsdatum hinaus bestehen und beispielsweise der „Schweineeimer“ und die Biogasanlagen eine weitere Verwertungsmöglichkeit aufzeigen, geht es am Ende eigentlich darum, Angebot und Nachfrage im perfekten Einklang zu bringen. Eine Grundversorgung für alle Menschen wird letztlich immer eine Überversorgung in guten, ertragreichen Jahren verursachen. Es geht um Effizienz und Sekundärverwertung. Eine Verknappung der Lebensmittel würde auch nur einen Preisanstieg mit entsprechenden sozialen Verwerfungen hervorrufen.

Antwort 2

Ja, wir möchten das französische Modell der Lebensmittelspendenpflicht des Handels in Frankreich nun auch europaweit einführen. Dazu ist ein europaweites Bildungsprogramm mit entsprechender Sensibilisierung im Umgang mit Lebensmittel für Schulen notwendig und ein Umdenken im Umgang mit Lebensmittel erforderlich.

Auch eine bessere Datenerhebung mit verpflichtender Offenlegung ist ein wichtiges Instrument. Bessere Transparenz erleichtert übrigens der Politik zielgerichteter einzugreifen.

Ein nicht zu unterschätzender Faktor zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung ist, die Kaufkraft von Familien zu erhöhen.

Nur so können Eltern für Ihre Kinder auch hochwertige Produkte einkaufen, die dann wiederum auch einen sorgsameren Umgang mit besserer Verwertung gewährleistet.

Wir Freie Demokraten wollen zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung auch verstärkt Innovationen in den Blick nehmen – wie etwa intelligente Verpackungen. Auch leisten immer bessere KI-gestützte Bestell- und Distributionslösungen des Lebensmitteleinzelhandels einen wichtigen Beitrag, Lebensmittel bedarfsgerecht in den Märkten vorrätig zu haben. Dies gilt es zu fördern, statt der Branche starre ordnungsrechtliche Vorgaben zu machen.

Das Problem der Lebensmittelverschwendung muss dringend angegangen werden. Die ÖDP hat bereits im Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2021 ein Stopp der Lebensmittelverschwendung eingefordert u.a. durch die Einführung eines Verbots, Lebensmittel in Supermärkten wegzuwerfen, was in unserem Nachbarland Frankreich bereits umgesetzt wurde.

Alle gesetzeswirksamen Verfahren durch das Europäische Parlament sind nur dann nachhaltig wirksam, wenn diese von den Bürgerinnen und Bürgern der Europäischen Union mitgetragen werden. Unter dem Eindruck zunehmender nationalistischer Bestrebungen ist es der ÖDP als Partei, die sich für die gemeinsamen Werte der Europäischen Union einsetzt, von grundsätzlicher Bedeutung in dieser Wahl die Stärkung der demokratischen Kräfte und die Mitbestimmung der Bürgerinnen und Bürger zu stärken. Daher war es der ÖDP wichtig, diese Programmatik bei dieser Wahl an erste Stelle zu setzen. Als ökologisch orientierte Partei ist der Schutz natürlicher Ressourcen, des Arten-, Natur- und Umweltschutzes und des Klimaschutzes ein durchgehendes Anliegen seit der Gründung der Partei. Lebensmittelverschwendung hat einen ökologischen Fußabdruck. Lt. Eurostat fielen in der Europäischen Union 58 Mio. Tonnen Lebensmittelabfälle 2021 an, davon 31 Mio. Tonnen (54%) in den Privathaushalten und 5 Mio. Tonnen (9%) in der Primärproduktion[1]. Diese Abfallmengen müssen nicht nur entsorgt werden, sondern durch deren Produktion entstehen Nährstoffeinträge in Gewässer, fossile Energieträger werden verbraucht, aber auch im Bereich der Massentierhaltung werden Tiere „für den Müll“ gequält. Parallel hat die Lebensmittelverschwendung auch eine gesellschaftliche Seite, da finanziell schwächer gestellte Bürgerinnen und Bürger weiterhin Lebensmittel für sie teuer einkaufen müssen. Daher gilt es auf europäischer Ebene das Paradoxon der Überproduktion von Lebensmitteln und einem damit einhergehenden verschwenderischem Umgang mit den Lebensmitteln einerseits und andererseits der sozialen Not von Teilen unserer europäischen Gesellschaft und dem dringendem Bedarf an günstigen Lebensmitteln, aufzulösen.

Aufgrund der Überproduktion an Lebensmitteln ist die Wertschätzung für Lebensmittel bei vielen Menschen verloren gegangen. Zurückzuführen ist dies auf die ständige Verfügbarkeit aller Lebensmittel verbunden mit einem relativ niedrigen Preis. Lebensmittel sind über Jahrzehnte in Relation zu anderen Lebenshaltungskosten immer billiger geworden. In Deutschland lagen die Ausgaben für Nahrungsmittel 1950 bei 50 Prozent des Haushaltseinkommens. Derzeit sind es laut dem Statistischen Bundesamt rund 15 Prozent. Gerade billige Lebensmittel werden oft leichtfertiger weggeworfen als höherpreisige Lebensmittel. In anderen Ländern ist die Problematik die gleiche. Aber auch ein falsches Verständnis des 1981 eingeführten Mindesthaltbarkeitsdatums führt zu Lebensmittelverschwendung. Das Mindesthaltbarkeitsdatum in seiner jetzigen Form muss daher überprüft werden.

Folge davon ist, dass in der EU jährlich rd. 60 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle erzeugt werden. Das ist natürlich viel zu viel und zum großen Teil vermeidbar. Deswegen hat die EU-Kommission vorgeschlagen die Abfallrichtlinie bei Lebensmittel- und Textilabfällen zu stärken. Das ist gut so, denn wir müssen diese Probleme konsequent angehen – allerdings geht mir der Vorschlag nicht weit genug, wir müssen viel ambitionierter sein, um unsere Umwelt und Natur zu schützen. Kürzlich habe ich deshalb im Umweltausschuss für Nachschärfungen im Bereich der Lebensmittelverschwendung und der Textilbranche gestimmt.

Bis 2030 sollen Lebensmittelabfälle um mindestens 20 % in der Lebensmittelverarbeitung und -herstellung und um 40 % pro Kopf im Einzelhandel sowie in Restaurants und Privathaushalten reduziert werden.

Nach der Abstimmung des Umweltausschusses ist jetzt das gesamte Parlament an der Reihe. Wir als „ÖDP – die Naturschutzpartei“ fordern alle Fraktionen auf, diesem wichtigen Gesetz zuzustimmen!

Ob die „Verluste vor der Ernte und vor der Schlachtung“ in die Definition der Lebensmittelverschwendung übernommen werden sollten und in der Folge Reduktionsziele formuliert werden können, muss unter Abwägung der bürokratischen Belastungen der Landwirte und in Relation z.B. zur Lebensmittelverschwendung im privaten Sektor diskutiert werden.

Darüber hinaus müssen wir bei der Bildung ansetzen. Denn Vieles, was früher an Wissen und Kenntnissen rund um unsere Ernährung vorhanden war, ist heutzutage nicht mehr selbstverständlich. Das Wissen bei Verbraucherinnen und Verbrauchern über Anbau, Tierhaltung, Erzeugung und Verarbeitung von Lebensmitteln sowie die Grundlagen der Zubereitung von Speisen, wie etwa Hygiene, Lagerung, Planung und Resteverwertung, ist heutzutage geringer. Das Alltagswissen über Lebensmittel und Ernährung muss deshalb gestärkt werden, und zwar vom Kindesalter bis zum Erwachsenenalter. Nur so kann langfristig ein verantwortungsvoller Umgang und eine Wertschätzung von Nahrungsmitteln erreicht werden. Bereits zur Landtagwahl 2022 im Saarland hat der ÖDP Landesverband Saar, dem ich angehöre und dessen 1. stellv. Vorsitzende ich bin, gefordert, dass in den Schulen Unterricht zu Ernährung, aber auch praktischer Unterricht in Schulgärten angeboten werden muss und auch ein verpflichtendes landwirtschaftliches Praktikum absolviert werden muss, um den Schülerinnen und Schülern wieder Wissen und eine Vorstellung unserer Lebensmittelerzeugung zu vermitteln und damit auch die Wertschätzung gegenüber den Lebensmitteln aber auch die Arbeit derer, die damit ihr täglich Brot verdienen, stärker in die Wahrnehmung der Gesellschaft zu rücken. Seitens der EU sollten Bestrebungen der Länder (Bildung ist Angelegenheit der Länder) daher gefördert werden.

Die Piratenpartei sieht es ebenso kritisch, Lebensmittelüberschüsse aus Produktionen in Drittländer zu exportieren, wenn die dortige Wirtschaft dadurch benachteiligt wird. Zudem steht die Piratenpartei für eine nachhaltige und dem Verbrauch entsprechende Lebensmittelproduktion. In diesem Zusammenhang sollte auch die EU-Agrarsubventionspolitik neu bewertet werden. Nicht Fläche soll ausschlaggebend sein, sondern nachhaltige, klima- und tierschutzgerechte Produktion.

Die Piratenpartei beobachtet zudem Auswirkungen, die seitens der EU-Kommission durch Erleichterungen in Umweltschutzfragen in der Agrarwirtschaft entstehen, wenn diese zur Verbesserung der Produktivität auf Kosten der Natur und des Artenschutzes geht. Die Piratenpartei sieht hierin einen kurzfristigen Erfolg auf Kosten nachfolgender Generationen, die wir nicht tragen wollen.

Als SPD werden wir uns für alle nötigen Maßnahmen einsetzen, um die gewaltige Lebensmittelverschwendung in der EU im Sinne der UN-Nachhaltigkeitsziele, des Green Deals und der Abfallhierarchie zu bekämpfen. Dabei ist es besonders wichtig, die Reduktionszeile ständig auf ihre Aktualität zu überprüfen und dementsprechend die Mitgliedsstaaten und die Kommission aufzufordern diese zu verschärfen. Zudem wollen wir den Einsatz von sog. Food Waste Technologies (FWT) unterstützen und ausbauen. Sie sind z. B. in intelligenten Lebensmittel-Verpackungssystemen.

Wir möchten die Verschwendung von Lebensmitteln deutlich reduzieren. Hierfür fordern wir kurzfristig die Entkriminalisierung des sogenannten „Containerns”, aber möglichst zeitnah nach französischen Vorbild ein generelles Verbot zur Entsorgung von unverkauften Lebensmitteln. Zusätzlich möchte Volt auch in Supermärkten den Verkauf von unverpackten Waren in frei wählbaren Mengen etablieren und durch Pfandsysteme für standardisierte Mehrweg-Behältnisse erleichtern. Durch weitere Einzelmaßnahmen soll zudem die vorzeitige Entsorgung von Lebensmitteln aufgrund abgelaufener Mindesthaltbarkeitsdaten verringert werden.